Tom trommelt
Ein kurzes Video zum Thema ADHS – keine
Dokumentation, sondern ein Eindruck davon, was es bedeuten kann,
ADHS zu haben.
Tom hat ADHS. Wenn Tom trommelt, ist er
voll bei der Sache. Nichts bringt ihn aus dem Takt. Doch sonst fällt
es ihm meist schwer, sich zu konzentrieren.

Anders, als häufig angenommen, können sich
Menschen mit ADHS durchaus auf etwas konzentrieren, wenn es sie
wirklich interessiert – manchmal so stark, dass sie kaum merken, was
um sie herum geschieht. Doch meist haben sie Probleme damit, sich zu
konzentrieren.
Die drei typischen Anzeichen einer ADHS sind Unaufmerksamkeit,
Impulsivität und Überaktivität. Diese Merkmale können
unterschiedlich stark vorhanden sein, jede ADHS ist individuell
ausgeprägt (1,2). Doch ob Zappelphilipp oder Traumsuse – ADHS ist
für die Betroffenen oft eine Belastung und eine lebenslange
Herausforderung. Sie brauchen Unterstützung.
Tom trommelt weiter. Auf dem Weg zur
Schule, an Hauswänden entlang, auf Türklingeln – auf allem, was ihm
unter die Sticks kommt.

Tom stört unbewusst häufig Andere und ist damit kein Einzelfall:
Weltweit sind durchschnittlich rund 5 Prozent
aller Kinder und Jugendlichen von ADHS betroffen (3). In
Deutschland erhalten gemäß einer repräsentativen Schätzung etwa 4,8
Prozent der 3- bis 17-Jährigen die Diagnose. Jungen sind etwa
viermal häufiger betroffen als Mädchen (7,9 gegenüber 1,8 Prozent)
(4). Bei bis zu 60 Prozent der Betroffenen bestehen ADHS-Symptome
auch noch im Erwachsenenalter weiter (5).
Tom trommelt im Kunstunterricht mit in Farbe getauchten
Pinseln. Und ruiniert dabei das Bild seiner Nachbarin.

Rücksichtslos? Schlecht erzogen? Nein, eine
besondere Art der Wahrnehmung, bei der
neurobiologische Veränderungen im Gehirn und psychosoziale Faktoren
eine Rolle spielen (6). Sie wird in hohem Maße vererbt, und die
Betroffenen und ihr Umfeld müssen lernen, mit ihr richtig umzugehen.
Für die Erkennung und Behandlung einer ADHS
gibt es ärztliche Leitlinien, die das richtige Vorgehen
beschreiben (7). Hierzu gehören Gespräche mit Eltern, Lehrern und
Erziehern, eine genaue Beobachtung des Verhaltens sowie körperliche
und psychologische Untersuchungen, z. B. Konzentrations-,
Entwicklungs- und Intelligenztests, um andere Erkrankungen
auszuschließen.
Eine ADHS sollte immer von spezialisierten
Ärzten und Therapeuten diagnostiziert werden. Je früher die
Diagnose gestellt wird und die Betroffenen Unterstützung erhalten,
desto besser für ihre weitere Entwicklung.
Tom kann Reize nicht gut filtern. Er
ist leicht ablenkbar.

ADHS-Betroffenen fällt es oft schwer, Umweltreize zu filtern. Alles
– optische Eindrücke, Geräusche, Gerüche – wird intensiv
wahrgenommen. Die Aufmerksamkeit springt hin
und her oder sie versinkt in einer einzelnen Wahrnehmung. Das
ist im Alltag leider oft ein Problem. So haben ADHS-Betroffene, die
keine Behandlung erhalten, z. B. ein deutlich höheres Risiko für
Unfälle im Straßenverkehr (8). Ihr impulsives Verhalten macht sie
oft zu Außenseitern.
Ein kurzer Moment der Ruhe.

Toms Mutter weiß, wie sie ihn unterstützen kann. Deshalb kehrt beim
Abendessen kurz Ruhe ein. Doch unter dem Tisch trommeln Toms Finger
weiter. ADHS ist immer da …
Ständig unter Strom oder mit dem Kopf in den Wolken – um in ein
Leben mit ADHS Konzentration und Struktur zu bringen, ist oft mehr
erforderlich, als engagierte Eltern alleine leisten können.
Mit einer aus verschiedenen Bausteinen
bestehenden, individuellen Behandlung, die Eltern, Erzieher
und Lehrer mit einbezieht, lassen sich oft gute Erfolge erzielen.
Zu den bewährten Behandlungsbausteinen zählen die Aufklärung über
die Störung (Psychoedukation), Elterntraining, kognitives Training
(Verhaltenstherapie), Medikamente und Neurofeedback. Auch einige
diätetische Ansätze können helfen, z. B. die Vermeidung von
allergenen Stoffen und die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren.
Quellen
1) Goldman LS et al. JAMA; 1998 Apr 8; 279 (14):
1100-1107.
2) Polanczyk G et al. Am J Psychiatry; Jun 2007;
164 (6): 942-948.
3) Polanczyk G et al. Am J Psychiatry; Jun 2007;
164 (6): 942-948.
4) Schlack R et al. Bundesgesundheitsblatt –
Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 2007; 50: 827-835.
5) Puls JH. Epidemiologie, Symptomatik und Verlauf,
in: Kahl KG et al (Hg.). Praxishandbuch ADHS. Georg Thieme Verlag.
Stuttgart. New York; 2007: 5.
6) Döpfner M et al. Integrative ätiologische
Modelle, in: Steinhausen HC et al (Hg.). Handbuch ADHS. Kohlhammer.
Stuttgart; 2010: 145-151.
7) Deutsche Gesellschaft für Kinder- und
Jugendpsychiatrie und Psychotherapie u. a. (Hg.). Leitlinien zur
Diagnostik und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings-,
Kindes- und Jugendalter. Deutscher Ärzte Verlag, 3. überarbeitete
Auflage; 2007: 239-254 (aktuell in Überarbeitung).
8) Puls JH. Symptomatik, in: Kahl KG et al (Hg.).
Praxishandbuch ADHS. Georg Thieme Verlag. Stuttgart. New York; 2007:
79.
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